woensdag 2 november 2016

Jeff Sutherland: "Diese Kinder befreien die Kinder der Welt" @eduScrum


Sonntag, 12. Juni 2016

Zum Abschluss des Scrum Days 2016 in Stuttgart gab es bewegende Szenen. Der Erfinder von eduScrum Willy Wijnands trifft mit seinen Schülern den Co-Erfinder von Scrum Jeff Sutherland.

Der Scrum Day in Stuttgart ist eigentlich eine Konferenz, auf der sich überwiegend Menschen aus der IT treffen. Man tauscht sich über agile Trends aus und teilt Erfahrungen aus Projekten.

In diesem Jahr haben die Veranstalter einen Lehrer eingeladen, der Scrum für selbstorganisierte Teams in der Schule nutzt. Willy Wijnands bestand aber darauf, eduScrum nicht allein vorzustellen. Nicht nur Mark Reijn und Arno Delhij kamen mit, sondern auch 5 seiner Schüler vom Ashram College aus Alphen an den Rijn.

Amber, Noah, Bart, Paulien und Sophia stellen eduScrum vor
Willy macht einen guten Projektunterricht, für den eduScrum einen Rahmen gibt /1/. Er stellte in seinem Vortrag vor, wie eduScrum funktioniert. Dabei waren ihm das WARUM und Vertrauen wichtig.

Warum ist es wichtig, dass sich die Art des Unterrichts in den Klassen ändert? Diese Frage wurde mit einem Verweis auf einen Youtube-Beitrag von Jose Esteves /2/ beantwortet.

Did You Know 2016  -unavailable"><h1 class="message">Er is een fou.</div></div>

Kurz: die technologischen Veränderungen sind so schnell, dass ein Lehrer den Schülern gar nicht schnell genug alles Wichtige beibringen kann. Die Schüler müssen lernen, selbst zu lernen.

Damit eduScrum funktioniert, braucht es vor allem Vertrauen. Wer seinen Schülern grundsätzlich nicht zutraut, dass sie ihr Lernen selbst gestalten können, wird eduScrum nicht sinnvoll einsetzen können. Nur wer als Schüler Vertrauen spürt, wird Verantwortung für das eigene Lernen übernehmen.

Danach stellte Willy den Ablauf von eduScrum kurz vor und zeigt Beispiele von Scrum Boards aus dem Unterricht (den sog. Flaps).

Zum Schluss kamen wieder die Schüler zu Wort. Amber, Noah, Bart, Paulien und Sophia stellten sich kurz vor und erzählten, warum sie eduScrum für sinnvoll halten. Ich hätte mit 16 niemals mit solch einem Selbstbewusstsein in einer anderen Sprache vor rund 300 Menschen sprechen können. Respekt! Viele der Zuhörer mussten mit Tränen kämpfen.

Jean Pierre hat dann den Co-Erfinder von Scrum, Jeff Sutherland, auf die Bühne gebeten und ihn nach seiner Meinung gefragt:
"Das ist wunderbar, was Willy hier geschafft hat. Ich habe das gerade schon zu den Kindern gesagt: Da sind Millionen von Kindern, die in Reihen sitzen und nur hoffen, aus der Klasse zu kommen. Und diese Kinder hier befreien die Kinder der Welt. Fantastisch." Quelle: https://twitter.com/mreijn/status/740584981072908288

Wer mehr über eduScrum wissen will, kann auf die eduScrum-Webseite (http://eduscrum.nl/) gehen oder uns kontaktieren (eduscrum.deutschland bei gmail com). Die deutsche Version der Webseite wird in Kürze freigeschaltet.
Anmerkungen
    /1/ Ihre erste Begegnung mit eduScrum hatten diese Schüler allerdings bei einem anderen Lehrer, der einige Dinge nicht beachtet hatte. Daher ging der erste Versuch schief.
    /2/ Jose Esteves: Did you know 2016, Youtube Video, veröffentlicht am 18.01.2016, abrufbar unter https://www.youtube.com/watch?v=uqZiIO0YI7Y

Ich bin ein Organisationsberater bei der Common Sense Team GmbH und Trainer für Scrum Events (HLSC GmbH).

Das agile Klassenzimmer - Mit eduScrum gestalten die Schüler ihren Unterricht selbst


Sonntag, 5. Juni 2016

Agilität bedeutet, Menschen ernst zu nehmen. Es wichtig, dass sie für die Ziele des Auftraggebers den Weg selbst festlegen und gestalten. Das funktioniert in der Softwareentwicklung sehr gut. Aber geht das auch in der Schule? Ja! Der Chemielehrer Willy Wijnands macht das seit Jahren. Wir haben seine Klassen und ihn Anfang Mai in den Niederlanden besucht. Das war wirklich beeindruckend. Am 08. und 09. Juni 2016 kann man Willy Wijnands und seine Schüler übrigens in Stuttgart treffen.
Von Scrum zu eduScrum
Willy hat durch seinen Schwiegersohn Scrum kennen gelernt. Dieser hatte ihm von einer Scrum-Schulung erzählt. Anschließend hat er sich überlegt, wie er Scrum nutzen kann, damit seine Schüler besser lernen.

In agilen Projekten gibt der Auftraggeber vor, welche Ziele das Umsetzungsteam erreichen soll. Das Team überlegt sich dann selbst den besten Weg dafür.

In der Schule geht das auch. Hier ist der Lehrer derjenige, der die Ziele vorgibt. Die Schüler werden in kleine Teams von 4 Personen eingeteilt. Dabei wird darauf geachtet, dass in den Teams verschiedene Stärken vorhanden sind. Sie werden nicht auf Basis von Freundschaften, sondern auf Basis von Fähigkeiten gebildet.

Willy hat auch die Meetings von Scrum übernommen. Der Rhythmus ist allerdings ein anderer. Während der Scrum Guide eine maximale Sprintlänge von 4 Wochen (oder einem Monat) empfiehlt, dauert ein Sprint bei eduScrum ungefähr 2 Monate (16-24 Schulstunden). Das entspricht ungefähr der Zeit, die die Schüler brauchen, um ein Thema zu bearbeiten.
Wie sieht eduScrum konkret aus?
Willy war so freundlich, uns einzuladen. Im Mai 2016 sind wir mit einer kleinen Delegation zu seiner Schule, das Ashram College, nach Alphen an den Rijn gefahren.

 


Wir waren zwei Tage an der Schule und haben an mehreren Chemie-Stunden teilgenommen. Das niederländische Schulsystem funktioniert etwas anders als das deutsche. Die Schülerinnen und Schüler waren 13-15 Jahre alt. Wir haben darauf verzichtet, Fotos von den Schülern zu machen.

Zunächst fällt auf, dass die Tische in Willys Klassenraum anders stehen. In den anderen Zimmer waren ordentliche Reihen zu sehen. Alle Kinder blicken nach vorn zum Lehrer. Bei Willy gibt es Gruppentische, an der 4-6 Schüler sitzen.

Willys Klassen waren zum Zeitpunkt unseres Besuchs schon 6 Wochen früher mit dem regulären Stoff durch. Die Zeit bis zu den Ferien sollte nun sinnvoll genutzt werden. Ein Teil der Schüler hat auch im nächsten Schuljahr Chemieunterricht. Diese Gruppen sollten sich schon mit dem Stoff des kommenden Jahres vertraut machen. Der andere Teil hat Chemie abgewählt. Diese Schüler bekamen die Aufgabe, für die Klasse ein Menü zu kochen (und damit den Auftrag, sich auf diese Weise mit gesundem Essen zu beschäftigen).

Alle Schüler kannten sich bereits mit eduScrum aus. Die Abläufe waren also bekannt.

Die erste Stunde zum neuen Thema bestand daraus, das Thema zu überfliegen und Ideen zu sammeln:
    Die Gruppe, die Chemie weiter macht, hat z. B. Mindmaps erstellt, was sie schon alles über Chemie wissen (Abb. 2)
    Die Gruppe der Kochenden hat Essensvorschläge diskutiert.


In der nächsten Stunde werden die folgenden Wochen (des Sprints) konkret geplant. Zu jedem der folgenden Bereiche musste die Arbeit geplant werden:
    Theorie
    Praktische Arbeit
    Präsentation
    Bericht
Willy hat dafür ein kurzes Handout erstellt, das den Kontext für die Aufgabe herstellt und vor allem erklärt, warum man sich mit diesem Thema auseinander setzt.

Willy muss sich an die staatlichen Vorgaben zum Lehrplan halten. Daher werden auch die vorgegebenen Schulbücher verwendet. Was Willy ergänzt sind Kontext und das Warum. Wir haben uns das Material von früheren Einheiten angesehen. Um das Thema Kosmetik im Schulbuch besser zu verstehen, bestand die praktische Aufgabe darin, selbst Kosmetik herzustellen.

Für die Arbeitsplanung wird ein Flipchart benutzt, auf dem alle wesentlichen Informationen auf einer Seite dargestellt werden (Beispiel in Abb. 3):
    Titel
    Team
    User Storys und Aufgaben (bzw. Akzeptanzkriterien) sowie Bearbeitungsstand
    Jede Aufgabe ist relativ geschätzt. Die Schüler rechnen selbst aus, wie viel sie pro Unterrichtsstunde abschließen müssen, um rechtzeitig fertig zu sein.
    Qualitätskriterien (Definition of Done, Definition of Fun)
    Hindernisse


Jede neue Stunde beginnt mit einem Standup vor dem Flipchart. Das war sehr interessant zu sehen. Im Wesentlichen begrüßt Willy die Schüler und bittet sie, ihre Standups zu machen. Nach ein paar Minuten ist das "Flip" aktualisiert und jedes Team legt los. Am Ende der Stunde muss Willy sie darauf hinweisen, dass die Stunde zu Ende ist.

Ab und zu gibt es Punkte, die er für alle erklärt.

Wer mehr zu den Abläufen wissen will, kann sich von der EduScrum-Webseite den eduScrum-Guide herunterladen. Es gibt auch eine deutsche Version.

Die Ergebnisse sind sehr interessant. Wir haben uns die Noten angesehen. Viele Schüler haben ihre Noten deutlich verbessert. Was die Schüler schätzen ist, dass sie autonom und selbstbestimmt arbeiten können. Sie schätzen die gegenseitige Unterstützung. Sie wissen, dass das einen Preis hat, z. B. können sie nicht immer mit ihren Freunden im gleichen Team sein und sie müssen auch mit Konflikten umgehen. Sie finden es auch toll, ihr eigenes Tempo und ihre eigenen Methoden zu finden.

Peter hat eduScrum im Anschluss in seinen Trainings eingesetzt. Er hat ähnliche Effekte festgestellt. Am Anfang ist es etwas chaotischer. Aber das Lernen ist intensiver, nachhaltiger und macht mehr Spass. Während des Trainings muss man nicht so viel reden.

Allerdings steht und fällt der Erfolg mit der guten Vorbereitung der Anforderungen. Aber das kennen wir ja auch aus Scrum.

Am Scrum Day 2016 hält Willy mit seinen Schülern die Abschlussrede. Am nächsten Tag gibt es die Gelegenheit, in einem Workshop eduScrum besser kennen zu lernen. Mehr dazu auf dieser Webseite: http://www.scrum-day.de/eduscrum.html

Ich bin ein Organisationsberater bei der Common Sense Team GmbH und Trainer für Scrum Events (HLSC GmbH).