woensdag 8 februari 2017

Aller Anfang ist schwer, auch bei eduScrum.


Das Durchhalten lohnt sich um so mehr!

Bei meinem Besuch auf einem eduScrum-Training im November 2016 in Holland hatten wir die Gelegenheit, eduScrum-Schülerinnen und -Schüler zwischen 14 und 17 Jahren zu ihrer Meinung über eduScrum zu befragen. In Klassengruppen auf dem Teppichboden eines langen Flures sitzend, konnten wir uns ausgiebig austauschen.
Auffällig ist, dass die Freude an eduScrum mit jedem Übungsjahr deutlich zunimmt.

Gerade in den Klassen, die gerade erst mit eduScrum anfangen, gibt es vermehrt kritische Stimmen

Die Arbeit mit eduScrum sei nicht schwerer, aber anders, weil die Schüler selbst planen müssen.

Gerade als eduScrum-Anfänger wird das Erlernen dieser neuen Arbeitsweise als lästig empfunden.
Die Planung sei zu aufwändig, es dauere zu lang, bis man wirklich anfangen könne.

„Ich habe es lieber, wenn ein Lehrer uns eine Aufgabe gibt und etwas erklärt und dann mache ich das eben und versuche es zu begreifen, diese ganzen Sticker sind echt zu viel für mich.“, sagt eine Schülerin.
Eine andere Schülerin sagt: „Ich finde sogar, dass eduScrum ein Umweg ist mit den ganzen Stickern und dem Kleben. Ohne eduScrum hat man alles viel schneller fertig. Ich habe selbst nicht diese ganzen Sticker nötig um zu wissen, was ich tun muss.“

Eine Klasse höher sieht die Situation bereits anders aus. Hier kommt Willys Art von Unterricht inzwischen durchweg gut an

Eine Schülerin erzählt, dass eduScrum im ersten Jahr bei ihr nicht so gut funktioniert habe. Warum? Weil der Lehrer, der mit den Jugendlichen nach eduScrum arbeitete, gar nicht erklärt habe, warum sie etwas wie machen sollen, z.B. warum es ein Burn Down Chart gibt und warum eine Definition of Doing und eine Definition of Fun.

Was die Definition of Doing denn nun genau in eduScrum sei, fragt ein Lehrer die Gruppe.
„Dass es wirklich fertig ist, dass es gut ist und dass wir zufrieden sind.“
eduScrum kann so simpel sein.
An die englischen Begriffe hätten sich alle schnell gewöhnt.
Besonders beeindruckt mich die Erklärung der Aufwandspunkte, die die eduScrummer für ihre Tasks auspokern:
„Punkte sind nicht nur, wie viel eine Aufgabe ist, sondern auch wie schwer sie ist.“
Planning? Kein Problem. Am Anfang wäre es eben viel, aber dann schätze man die Punkte und könne die Arbeit auf die Stunden aufteilen.
Die gute Übersicht helfe auch, sich gegenseitig helfen zu können.

Gruppen werden auf unterschiedliche Qualitäten basiert, manche können das eine gut, andere etwas anderes. „Wenn ich etwas wirklich nicht verstehe, kann ich meine Teammitglieder fragen und die erklären es mir.“

Die eduScrum-"Profis": begeistert über ihre Freiheiten und Möglichkeiten 

Die Gruppe der Schüler, die bereits seit drei Jahren mit eduScrum arbeiten, fragen inzwischen sogar bei ihren Folgelehrern, ob sie nicht eduScrum für ihre Aufgaben verwenden können und sind begeistert von den Freiheiten, die sie dadurch bekommen:

„Ich finde es nicht gut, wenn Menschen dir sagen, was du tun musst. Hier ist man sehr selbstständig, man kann selbst planen und die Entscheidung treffen, ob man in einer Stunde mal mehr oder auch weniger macht und in der folgenden Stunde dafür etwas härter arbeitet. Das ist prima! Man sieht ja selbst wo man steht.“
„Ich weiß mit einem Blick auf den Flap wie weit ich schon bin. Das Burn Down Chart hilft und ist sehr einfach zu verstehen. Wenn man unter der Ideallinie liegt, dann ist man schneller, wenn man drüber liegt, dann läuft man hinterher. So kann man gut einschätzen, wie hart man in dieser Stunde arbeiten muss, das ist sehr gute Selbstkontrolle.“
„Das Burn Down Chart hilft dabei noch einmal anders, als der Flap. Auf dem Flap stehen die Aufgaben, diese haben aber verschiedene Aufwandspunkte. Wenn ich einen Sticker mit einem hohen Aufwandswert auf Done, also fertig, schiebe plus einen mit einem niedrigen Aufwandswert, dann sieht das erst einmal gleich aus. Auf dem Burn Down Chart sehe ich dann genau, wie viele Punkte ich geschafft habe. Das macht es sehr übersichtlich.“

Teamwork steht hoch im Kurs

„Es entsteht ein Teamgefühl. Wenn alle aus der Team schon mit etwas fertig sind, nur man selbst nicht, dann ist das nicht schön.“, berichtet ein hochgewachsener junger Mann.

„Man fühlt sich auch verantwortlich, das liegt daran, dass die Gruppen auf unterschiedlichen Qualitäten beruhen. Jeder hat seine Aufgabe und ist für einen besonderen Zweck da.
Wenn man gar nichts tut, dann lässt man seine Team im Stich."
"Beim ersten Mal dachte ich auch, dass ich alles im letzten Moment machen kann, aber jetzt arbeite ich doch mit der Gruppe mit.“

Was den Schülern bei der eduScrum-Implementierung wichtig ist:

eduScrum auf jeden Fall gut erklären! Dafür sorgen, dass jeder es gut begreift, dann können die Schüler selbständig arbeiten.
Und eduScrum mach am meisten Spaß, wenn Lehrer eine interessante, kontextreiche Aufgabe stellen, die zeigt, warum es für die Schüler wichtig ist, den Unterrichtstoff zu lernen.


Wenn Sie Interesse daran haben, an unserem Internationalen Training in Alphen aan den Rijn am 24./25. Februar teilzunehmen, dann kontaktieren Sie uns bitte unter info@eduScrum.nl.
Trainingssprache ist Englisch. Ein paar wenige Trainingsplätze sind noch frei!
Alisa Stolze
German eduScrum team member

vrijdag 3 februari 2017

All the beginnings are difficult, that is the same with eduScrum.


But I also learned, that it is worth practicing!


When I was visiting an eduScrum training in Alphen aan den Rijn in november 2016, me and the participating dutch teachers had the opportunity to talk to eduScrum students between 14 and 17 years to ask them about their experiences with eduScrum. We were sitting together on the cosy carpet of a hotel hallway with three groups of eduScrum classes and talked. Listening to the students, I thought it was very interesting that their happiness about working with eduScrum gets significantly bigger with every year of eduScrum practice.

Especially in those classes that begin working with eduScrum we could hear several critical voices

The work with eduScrum is not actually harder than regular lessons, but it is different, because students have to plan their work by themselves.
Especially eduScrum starters dislike having to get used to a new way of working.
The planning is too much effort, they say, and it takes them too long until they can begin with the real work of learning.
„I prefer getting an assignment from a teacher, listening to the explanation and afterwards just doing it and trying to understand. All those stickers are just too much for me.“ one girl tells us.
Another student adds: „I even think that the stickers and the tasking is extra work. I don’t need all those stickers to know what I have to do next.“

One grade higher the situation is already different. Students like Willy’s way of teaching.

One girl tells us, that eduScrum didn’t work very well for her during her first year trying. Why? Because the teacher that had been working with the class using eduScrum didn’t tell the pupils about why they do which step, why there is a Burndown to watch progress, for example, and why they would have a Definition of Done and a Definition of Fun.
„So what is the Definition of Done exactly?“ one of my fellow participants asks the group. „That something is really done. That there is nothing left to do and that we are happy with the results.“ It can be so simple!
The English terms used in eduScrum were no problem for the group.
I was especially impressed by how the students explain the effort points that they poker in order to determine how big one item of work is:
„Points don’t just tell you how much of work an item is, but also how hard it is.“
Planning? No problem. At the beginning it is a lot, ok, but then you estimate the points and split the effort points of work to fit the number of working lessons.
The overview of work to do or still remaining also helps the students to help each other.
Teams are based on different qualities: „If I really don’t get a thing I just ask my teammates and they can explain it to me.“

The eduScrum pros: happy about their possibilities and freedom

The group of students that practice eduScrum for three years now even ask following teachers to be allowed to use eduScrum for their assingments and are happy about their independency:

„I don’t like if people tell you what you should do. Here you are self-responsible, you can plan, you can make decisions to do more in one lesson and take it easier in another. That is great! You can always see by yourself where you are and how much work is left.“
„With one look at the Burndown Chart I know where I stand. It helps me and it is very easy to understand. If you are below the ideal line, you are faster than needed, if you are above, you need to speed up. You can see at one glance how much work you have to do in this lesson. It is very good to control yourself.“
„The Burndown helps you in a different way than the Flap (the board on which the students plan their items of work). On the Flap you see the items or tasks, but they don’t have the same effort points. If you put a sticker with a big item plus a sticker with a small item to done, well, that first looks like it was the same effort. On the Burndown I can see how much work really is done.“

Students like the teamwork

„Teamwork creates team feeling. If everybody in the group has already finished something and you don’t, that doesn’t feel nice.“
„You feel responsible. That is because groups are build on different qualities. Everybody has a purpose.“
„If you don’t do anything, you let your group alone.“
„First I thought I could do everything in the last minute, but now I prefer to work with the group.“

What is important to the students:

„If you start with eduScrum please explain very well! If everyone gets it, students can work on their own. And please show us, why it is important to do an assignment. We want an assignment with context that shows us why it is important to learn. Thank you!“

Alisa Stolze

(German eduScrum team member)

maandag 5 december 2016

WIE wollen wir lernen?


WIE wollen wir lernen? - Ein Bericht vom EDU-INNOVATION Team aus den Niederlanden


Rick, Sofia, Bart, Amber, Noah, Julia und Paulien, 17 Jahre alt, sind das EDU-INNOVATION Team am Ashram College in Alphen aan den Rijn in den Niederlanden. Sofia, Bart, Amber, Paulien und Noah durften wir bereits auf dem Scrum Day 2016 in Stuttgart kennen lernen.

Sie haben ihre Mitschüler und sich selbst gefragt: Wie wollen wir eigentlich lernen?
Daraus ist - mit dem Coaching von Willy Wijnands von eduScrum - ein stets wachsendes Buch entstanden. Einen kurzen Eindruck aus dem Buch zeigen wir hier:


"Kennen Sie das auch? In immer demselben Unterricht zu sitzen, nur zuhören zu dürfen und dabei beinahe einzuschlafen?
Das muss doch auch anders gehen! Es gibt viele Möglichkeiten, um den Unterricht zu verändern! Im Moment bestimmt der Lehrer WAS (das ist auch in Ordnung), aber auch WIE wir lernen sollen. Das muss sich ändern.
Was, wenn wir die Rollen umdrehen würden und die Schüler selbst den Unterricht vorbereiten und durchführen dürften? Wir wollen selbst bestimmen, wie wir lernen!

Wir, Rick, Sofia, Bart, Amber, Noah, Julia und Paulien, haben zusammen aufgeschrieben, WIE wir Schüler lernen wollen.
Wir möchten eigentlich anders lernen. Dass die Lehrer uns eine anspruchsvolle Aufgabe geben, die mit dem Fach zu tun hat, und dass wir selbst bestimmen dürfen, WIE wir die Aufgabe anpacken. Wir möchten eine andere Art von Schulstunde. Eine innovative und kreative Art von Unterricht.
Wir denken, dass das die Basis für Schüler ist, um sich kreativere, innovativere und dadurch bessere und schönere Produkte auszudenken und schaffen zu können. Insgesamt hoffen wir, dass wir einen Beitrag zu kreativerem, originellerem und innovativerem Unterricht für Schüler und Lehrer leisten können.
Um unserem Anliegen mehr Substanz zu verleihen, haben wir in Willys Klassen unter ungefähr 250 Schülerinnen und Schülern eine Umfrage durchgeführt. Dafür haben wir uns selbst und den anderen folgende Frage gestellt: Wie wollen wir lernen und was benötigen wir dafür?"

Einige der Antworten haben wir hier gesammelt:


WIE WILLST DU LERNEN, UND WAS BRAUCHST DU DAZU?

      Am liebsten miteinander in Gruppen arbeiten.
      Flexibilität in der Planung und bei Hausaufgaben.
      Erklären von Theorie in kurzen Blöcken, nicht alles auf einmal.
      Mehr konkrete Praxisbeispiele.
      Es ist gut, wenn man ein Ziel bekommt, auf das man hinarbeiten kann, mit Punkten, die abgearbeitet werden müssen um dann selbst eine Übersicht mit der Gruppe, in der man drinsitzt, zu planen.
      Frei zu arbeiten mit jemandem, der dich dabei begleitet aber auch anspornt, damit du auf gute Art und Weise beschäftigt bist.
      Erklärungen dann, wenn man sie persönlich benötigt.
      Ich möchte selbst bestimmen, was ich lernen will und nicht Dinge tun müssen, die ich bereits weiß, sonst langweilige ich mich.
      Zeit, alleine während der Stunde zu arbeiten.
      Im Unterricht Internet benutzen zu dürfen um Dinge auf dem Laptop / Tablet nachgucken zu können.
      Lernen durchs Tun an einer konkreten Aufgabe, in der ich den Sinn sehen kann.

      Ich möchte gern gute Aufgaben bekommen und mich nicht immer bei denselben Aufgaben langweilen.
      Zusammen in der Gruppe zu arbeiten, so dass ich meine Gruppe Sachen fragen kann, die ich nicht verstehe.
      Schon gern mit dem Buch arbeiten und nicht mit iPads, damit ich Dinge wirklich aufschreiben kann.
      10 -15 Minuten Frontalunterricht und den Rest der Zeit wollen wir in Ruhe arbeiten können, dafür muss der Lehrer sorgen.


Drei Antworten bringen die Aussagen der Schülerinnen und Schüler auf den Punkt:

"Es ist nicht gar nicht so schwer. Wir wollen nur den Nutzen unserer Arbeit sehen, wir wollen wissen, WARUM wir den Stoff lernen müssen. WIE? Das wollen wir selbst bestimmen. WAS wir tun müssen, wollen wir vom Lehrer wissen und uns eventuell mit dem Lehrer beraten, wenn uns etwas nicht klar ist.
Schüler wollen wissen, WARUM sie etwas lernen müssen. Vom Lehrer erwarten sie, dass deutlich wird, WAS sie tun müssen. Wenn beides klar ist, dann wollen sie selbst entscheiden, WIE sie das umsetzen möchten.
Gebt uns eine klare Aufgabe und lasst uns innerhalb eurer gestellten Forderungen und Grenzen unseren eigenen Weg gehen. Seid da für uns, wenn wir eine Erklärung brauchen. Gebt uns mehr Raum und Freiheit!"


Mehr vom EDU-INNOVATION Team und eduScrum demnächst wieder hier im Teamworkblog!

woensdag 2 november 2016

Jeff Sutherland: "Diese Kinder befreien die Kinder der Welt" @eduScrum


Sonntag, 12. Juni 2016

Zum Abschluss des Scrum Days 2016 in Stuttgart gab es bewegende Szenen. Der Erfinder von eduScrum Willy Wijnands trifft mit seinen Schülern den Co-Erfinder von Scrum Jeff Sutherland.

Der Scrum Day in Stuttgart ist eigentlich eine Konferenz, auf der sich überwiegend Menschen aus der IT treffen. Man tauscht sich über agile Trends aus und teilt Erfahrungen aus Projekten.

In diesem Jahr haben die Veranstalter einen Lehrer eingeladen, der Scrum für selbstorganisierte Teams in der Schule nutzt. Willy Wijnands bestand aber darauf, eduScrum nicht allein vorzustellen. Nicht nur Mark Reijn und Arno Delhij kamen mit, sondern auch 5 seiner Schüler vom Ashram College aus Alphen an den Rijn.

Amber, Noah, Bart, Paulien und Sophia stellen eduScrum vor
Willy macht einen guten Projektunterricht, für den eduScrum einen Rahmen gibt /1/. Er stellte in seinem Vortrag vor, wie eduScrum funktioniert. Dabei waren ihm das WARUM und Vertrauen wichtig.

Warum ist es wichtig, dass sich die Art des Unterrichts in den Klassen ändert? Diese Frage wurde mit einem Verweis auf einen Youtube-Beitrag von Jose Esteves /2/ beantwortet.

Did You Know 2016  -unavailable"><h1 class="message">Er is een fou.</div></div>

Kurz: die technologischen Veränderungen sind so schnell, dass ein Lehrer den Schülern gar nicht schnell genug alles Wichtige beibringen kann. Die Schüler müssen lernen, selbst zu lernen.

Damit eduScrum funktioniert, braucht es vor allem Vertrauen. Wer seinen Schülern grundsätzlich nicht zutraut, dass sie ihr Lernen selbst gestalten können, wird eduScrum nicht sinnvoll einsetzen können. Nur wer als Schüler Vertrauen spürt, wird Verantwortung für das eigene Lernen übernehmen.

Danach stellte Willy den Ablauf von eduScrum kurz vor und zeigt Beispiele von Scrum Boards aus dem Unterricht (den sog. Flaps).

Zum Schluss kamen wieder die Schüler zu Wort. Amber, Noah, Bart, Paulien und Sophia stellten sich kurz vor und erzählten, warum sie eduScrum für sinnvoll halten. Ich hätte mit 16 niemals mit solch einem Selbstbewusstsein in einer anderen Sprache vor rund 300 Menschen sprechen können. Respekt! Viele der Zuhörer mussten mit Tränen kämpfen.

Jean Pierre hat dann den Co-Erfinder von Scrum, Jeff Sutherland, auf die Bühne gebeten und ihn nach seiner Meinung gefragt:
"Das ist wunderbar, was Willy hier geschafft hat. Ich habe das gerade schon zu den Kindern gesagt: Da sind Millionen von Kindern, die in Reihen sitzen und nur hoffen, aus der Klasse zu kommen. Und diese Kinder hier befreien die Kinder der Welt. Fantastisch." Quelle: https://twitter.com/mreijn/status/740584981072908288

Wer mehr über eduScrum wissen will, kann auf die eduScrum-Webseite (http://eduscrum.nl/) gehen oder uns kontaktieren (eduscrum.deutschland bei gmail com). Die deutsche Version der Webseite wird in Kürze freigeschaltet.
Anmerkungen
    /1/ Ihre erste Begegnung mit eduScrum hatten diese Schüler allerdings bei einem anderen Lehrer, der einige Dinge nicht beachtet hatte. Daher ging der erste Versuch schief.
    /2/ Jose Esteves: Did you know 2016, Youtube Video, veröffentlicht am 18.01.2016, abrufbar unter https://www.youtube.com/watch?v=uqZiIO0YI7Y

Ich bin ein Organisationsberater bei der Common Sense Team GmbH und Trainer für Scrum Events (HLSC GmbH).

Das agile Klassenzimmer - Mit eduScrum gestalten die Schüler ihren Unterricht selbst


Sonntag, 5. Juni 2016

Agilität bedeutet, Menschen ernst zu nehmen. Es wichtig, dass sie für die Ziele des Auftraggebers den Weg selbst festlegen und gestalten. Das funktioniert in der Softwareentwicklung sehr gut. Aber geht das auch in der Schule? Ja! Der Chemielehrer Willy Wijnands macht das seit Jahren. Wir haben seine Klassen und ihn Anfang Mai in den Niederlanden besucht. Das war wirklich beeindruckend. Am 08. und 09. Juni 2016 kann man Willy Wijnands und seine Schüler übrigens in Stuttgart treffen.
Von Scrum zu eduScrum
Willy hat durch seinen Schwiegersohn Scrum kennen gelernt. Dieser hatte ihm von einer Scrum-Schulung erzählt. Anschließend hat er sich überlegt, wie er Scrum nutzen kann, damit seine Schüler besser lernen.

In agilen Projekten gibt der Auftraggeber vor, welche Ziele das Umsetzungsteam erreichen soll. Das Team überlegt sich dann selbst den besten Weg dafür.

In der Schule geht das auch. Hier ist der Lehrer derjenige, der die Ziele vorgibt. Die Schüler werden in kleine Teams von 4 Personen eingeteilt. Dabei wird darauf geachtet, dass in den Teams verschiedene Stärken vorhanden sind. Sie werden nicht auf Basis von Freundschaften, sondern auf Basis von Fähigkeiten gebildet.

Willy hat auch die Meetings von Scrum übernommen. Der Rhythmus ist allerdings ein anderer. Während der Scrum Guide eine maximale Sprintlänge von 4 Wochen (oder einem Monat) empfiehlt, dauert ein Sprint bei eduScrum ungefähr 2 Monate (16-24 Schulstunden). Das entspricht ungefähr der Zeit, die die Schüler brauchen, um ein Thema zu bearbeiten.
Wie sieht eduScrum konkret aus?
Willy war so freundlich, uns einzuladen. Im Mai 2016 sind wir mit einer kleinen Delegation zu seiner Schule, das Ashram College, nach Alphen an den Rijn gefahren.

 


Wir waren zwei Tage an der Schule und haben an mehreren Chemie-Stunden teilgenommen. Das niederländische Schulsystem funktioniert etwas anders als das deutsche. Die Schülerinnen und Schüler waren 13-15 Jahre alt. Wir haben darauf verzichtet, Fotos von den Schülern zu machen.

Zunächst fällt auf, dass die Tische in Willys Klassenraum anders stehen. In den anderen Zimmer waren ordentliche Reihen zu sehen. Alle Kinder blicken nach vorn zum Lehrer. Bei Willy gibt es Gruppentische, an der 4-6 Schüler sitzen.

Willys Klassen waren zum Zeitpunkt unseres Besuchs schon 6 Wochen früher mit dem regulären Stoff durch. Die Zeit bis zu den Ferien sollte nun sinnvoll genutzt werden. Ein Teil der Schüler hat auch im nächsten Schuljahr Chemieunterricht. Diese Gruppen sollten sich schon mit dem Stoff des kommenden Jahres vertraut machen. Der andere Teil hat Chemie abgewählt. Diese Schüler bekamen die Aufgabe, für die Klasse ein Menü zu kochen (und damit den Auftrag, sich auf diese Weise mit gesundem Essen zu beschäftigen).

Alle Schüler kannten sich bereits mit eduScrum aus. Die Abläufe waren also bekannt.

Die erste Stunde zum neuen Thema bestand daraus, das Thema zu überfliegen und Ideen zu sammeln:
    Die Gruppe, die Chemie weiter macht, hat z. B. Mindmaps erstellt, was sie schon alles über Chemie wissen (Abb. 2)
    Die Gruppe der Kochenden hat Essensvorschläge diskutiert.


In der nächsten Stunde werden die folgenden Wochen (des Sprints) konkret geplant. Zu jedem der folgenden Bereiche musste die Arbeit geplant werden:
    Theorie
    Praktische Arbeit
    Präsentation
    Bericht
Willy hat dafür ein kurzes Handout erstellt, das den Kontext für die Aufgabe herstellt und vor allem erklärt, warum man sich mit diesem Thema auseinander setzt.

Willy muss sich an die staatlichen Vorgaben zum Lehrplan halten. Daher werden auch die vorgegebenen Schulbücher verwendet. Was Willy ergänzt sind Kontext und das Warum. Wir haben uns das Material von früheren Einheiten angesehen. Um das Thema Kosmetik im Schulbuch besser zu verstehen, bestand die praktische Aufgabe darin, selbst Kosmetik herzustellen.

Für die Arbeitsplanung wird ein Flipchart benutzt, auf dem alle wesentlichen Informationen auf einer Seite dargestellt werden (Beispiel in Abb. 3):
    Titel
    Team
    User Storys und Aufgaben (bzw. Akzeptanzkriterien) sowie Bearbeitungsstand
    Jede Aufgabe ist relativ geschätzt. Die Schüler rechnen selbst aus, wie viel sie pro Unterrichtsstunde abschließen müssen, um rechtzeitig fertig zu sein.
    Qualitätskriterien (Definition of Done, Definition of Fun)
    Hindernisse


Jede neue Stunde beginnt mit einem Standup vor dem Flipchart. Das war sehr interessant zu sehen. Im Wesentlichen begrüßt Willy die Schüler und bittet sie, ihre Standups zu machen. Nach ein paar Minuten ist das "Flip" aktualisiert und jedes Team legt los. Am Ende der Stunde muss Willy sie darauf hinweisen, dass die Stunde zu Ende ist.

Ab und zu gibt es Punkte, die er für alle erklärt.

Wer mehr zu den Abläufen wissen will, kann sich von der EduScrum-Webseite den eduScrum-Guide herunterladen. Es gibt auch eine deutsche Version.

Die Ergebnisse sind sehr interessant. Wir haben uns die Noten angesehen. Viele Schüler haben ihre Noten deutlich verbessert. Was die Schüler schätzen ist, dass sie autonom und selbstbestimmt arbeiten können. Sie schätzen die gegenseitige Unterstützung. Sie wissen, dass das einen Preis hat, z. B. können sie nicht immer mit ihren Freunden im gleichen Team sein und sie müssen auch mit Konflikten umgehen. Sie finden es auch toll, ihr eigenes Tempo und ihre eigenen Methoden zu finden.

Peter hat eduScrum im Anschluss in seinen Trainings eingesetzt. Er hat ähnliche Effekte festgestellt. Am Anfang ist es etwas chaotischer. Aber das Lernen ist intensiver, nachhaltiger und macht mehr Spass. Während des Trainings muss man nicht so viel reden.

Allerdings steht und fällt der Erfolg mit der guten Vorbereitung der Anforderungen. Aber das kennen wir ja auch aus Scrum.

Am Scrum Day 2016 hält Willy mit seinen Schülern die Abschlussrede. Am nächsten Tag gibt es die Gelegenheit, in einem Workshop eduScrum besser kennen zu lernen. Mehr dazu auf dieser Webseite: http://www.scrum-day.de/eduscrum.html

Ich bin ein Organisationsberater bei der Common Sense Team GmbH und Trainer für Scrum Events (HLSC GmbH).